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Wir kennen aus Film und Fernsehen die klassische Geburtsszene, wo die Frau mit angewinkelten Beinen auf ihrem Rücken im Bett liegt und von Freunden und Verwandten beim Pressen angefeuert wird. Auch in deutschen Kliniken gebären rund drei Viertel aller Frauen ihr Baby in dieser Position.1 Dabei ist die klassische Rückenlage nur eine von vielen Positionen, die du bei einer natürlichen Geburt einnehmen kannst. Tatsächlich ist dies sogar eine Gebärhaltung, die einige Nachteile für den Geburtsverlauf mit sich bringt.
Doch woher weißt du, welche Geburtsposition für dich am besten ist? Zunächst einmal: Die eine richtige Geburtsstellung gibt es nicht. Du wirst selbst merken, in welcher Position du die Wehen am besten verarbeiten kannst. Welche verschiedenen Positionen es gibt und für welchen Abschnitt der Geburt sich diese besonders gut eignen, erfährst du in diesem Artikel. Hast du im Laufe deiner Schwangerschaft bereits einen Kurs zur Geburtsvorbereitung gemacht? Dort lernst du nämlich die verschiedenen Körperhaltungen und Hilfsmittel für die Entbindung ebenfalls kennen.
Ist dann der große Tag gekommen, so versuche offen zu sein für verschiedene Positionen. Wechsle deine Haltung immer wieder und finde heraus, wie du dich am wohlsten fühlst. So wirst du feststellen, dass die Schmerzen in manchen Gebärhaltungen besser auszuhalten sind als in anderen. Zudem haben die unterschiedlichen Positionen einen Einfluss auf den Geburtsverlauf. Hierbei spielen Faktoren wie die Schwerkraft und die Öffnung des Beckens eine Rolle. Auch Positionen, in denen du dich gut entspannen kannst, haben einen positiven Effekt auf die Geburt. Lasse dich dabei von deinen Instinkten leiten. Deine Hebamme wird dich sicherlich ebenfalls ermutigen, verschiedene Geburtspositionen einzunehmen, und dir zeigen, wie du dich während der Wehen bewegen kannst.
Vor allem in der Eröffnungsphase bevorzugen viele Schwangere eine aufrechte Position, in der sie sich intuitiv bewegen können. Zu Beginn der Geburt bist du vielleicht etwas unruhig und gehst beispielsweise im Krankenhausflur auf und ab. Dieses instinktive Verhalten hilft dem Baby, seinen Weg hinab in den Geburtskanal zu finden. Zudem können durch die Bewegung Wehenschmerzen gelindert werden.2 Auch später im Kreißsaal sind aufrechte Positionen möglich und dir werden verschiedene Hilfsmittel angeboten. So kannst du dich beispielsweise an Tüchern festhalten, die von der Decke hängen, oder dein Becken auf einem Gymnastikball sitzend kreisen.
Aufrechte Gebärhaltungen bringen einige Vorteile für den Verlauf der Geburt mit:
Nachteile aufrechter Geburtspositionen gibt es wenige. Im Gegensatz zu liegenden Positionen ist es für dich dabei vielleicht schwieriger, dich zwischen den Wehen auszuruhen. Manchmal geht die Geburt auch so schnell voran, dass du sie nicht noch mehr beschleunigen möchtest. In solchen Fällen kann eine liegende Stellung vorteilhafter sein.9 Letztendlich kommt es immer darauf an, wie du dich am wohlsten fühlst.
Wie bereits erwähnt, hast du bei dieser aufrechten Position einen wichtigen Helfer: die Schwerkraft. Gleichzeitig kann das Stehen mit der Zeit etwas ermüdend sein. Was hilft? Beuge dich mit dem Oberkörper etwas nach vorne und stütze dich mit den Armen an einer Sprossenwand ab. Auch kannst du dich an deinem Partner / deiner Partnerin oder der Hebamme festhalten. Eine Alternative: In vielen Kreißsälen gibt es Seile und Tücher, die an der Decke befestigt sind. Wenn du magst, kannst du dich dort „hineinhängen“ und so das Gewicht von deinen Beinen nehmen.
Du findest das Stehen zu anstrengend? Dann probiere es einmal mit einer sitzenden Position. Wunderbar eignet sich hierfür ein Gymnastikball. Setze dich breitbeinig darauf und lasse dein Becken sanft kreisen. Ebenso kannst du dich nach vorn gebeugt auf einen Stuhl setzen. Unser Tipp: Lasse dir in dieser Geburtsposition von deinem Partner / deiner Partnerin den Rücken massieren. Nur für den letzten Teil der Geburt musst du dir dann eventuell eine andere Position aussuchen, um den Geburtsausgang für das Baby freizugeben. Die Ausnahme: Du kannst in der Austreibungsphase einen Gebärhocker nutzen und darauf sitzend dein Baby gebären. Ein solcher Hocker wird Frauen gewöhnlich erst zum Ende der Geburt angeboten, da ein zu langes Sitzen auf dem Gebärhocker zu einem Vulvaödem führen kann.10
Ob in der Hocke oder auf einem Gebärhocker sitzend – diese Geburtsposition hilft deinem Kind in den Gebärkanal zu rutschen. So öffnet sich das Becken in dieser Position sehr weit.11 Da sie auf Dauer etwas anstrengend werden kann und auch die Belastung für den Beckenboden ziemlich groß ist, gehen viele Schwangere erst zum Ende der Geburt in diese Position. Während der Austrittsphase kannst du dein Baby in der tiefen Hocke ganz instinktiv mitschieben.
Du kniest auf dem Boden oder dem Bett und stützt dich mit deinen Armen ab. Dabei stehen dir verschiedene Varianten der Knie-Ellenbogen-Lage zur Auswahl. Vielleicht möchtest du einen Gymnastikball oder ein Kissen umarmen, dich an deinem Partner / deiner Partnerin festhalten oder deine Ellenbogen auf einem Stuhl abstützen. Viele Frauen empfinden den Vierfüßlerstand in der Austreibungsphase als sehr angenehm. Noch ein Vorteil: Das Gewicht des Babys drückt in dieser Geburtsposition nicht so sehr auf den Damm, wodurch das Risiko von Geburtsverletzungen verringert wird.13
Die meisten Frauen in Mitteleuropa gebären ihr Kind im Liegen.14 Und das, obwohl vor allem die Rückenlage einige Nachteile mit sich bringt:
Allerdings haben liegende Geburtspositionen auch Vorteile:
Der Klassiker: Du liegst mit erhöhtem Oberkörper auf dem Rücken. Deine Beine sind angewinkelt. Du kannst sie auf dem Bett abstellen, auf eine Halterung legen oder gegen dein:e Partner:in bzw. Hebamme drücken.
Viele Schwangere empfinden diese Position als bequem. Auch gilt die Seitenlage im Gegensatz zur Rückenlage als viel schonender für die Frau. Dabei ist dein Oberkörper leicht erhöht. Vielleicht fühlt es sich für dich gut an, ein dickes Kissen zwischen deine Beine zu klemmen. Um den Geburtsausgang freizugeben, hält die Schwangere das obere Bein und öffnet sich für die Geburt ihres Babys.
Das Baby umhüllt und getragen von warmem Wasser zur Welt bringen – eine schöne Vorstellung, nicht wahr? Egal ob im Krankenhaus, Geburtshaus oder zu Hause, Wassergeburten sind mittlerweile weit verbreitet. Kein Wunder – die Wassergeburt bietet einige Vorteile für dich und dein Baby:
Viele Frauen erleben das Bad in der Wanne während der Geburt als sehr wohltuend. Andere hingegen berichten über Kreislaufprobleme und wollen die Geburtswanne möglichst schnell wieder verlassen. Probiere einfach aus, was dir während der Wehen guttut. Bedenken solltest du, dass bei einer Wassergeburt keine PDA möglich ist.25 Zudem dauert es im Falle von Komplikationen (z. B. bei einer Verschlechterung der Herztöne) länger, bis die Ärzt:innen eingreifen können, da du hierzu erst aus der Wanne heraussteigen musst.
Eine Sorge können wir dir allerdings nehmen: Das Baby kann bei der Wassergeburt nicht ertrinken. Bei der Geburt unter Wasser wirkt der sogenannte Tauchreflex. Hierdurch verschließt sich die Luftröhre und das Neugeborene kann kein Wasser einatmen. Erst wenn das Gesicht des Kindes mit Luft in Berührung kommt, beginnt es zu atmen. Zu lange sollte das Kleine jedoch nicht unter Wasser bleiben. Führe es möglichst innerhalb der ersten Lebensminute an die Wasseroberfläche und lege es dir auf deine Brust.26
Gebärwannen in der Klinik oder im Geburtshaus haben gewöhnlich Handgriffe, an denen du dich sicher festhalten kannst. Die Hebamme wird dir helfen, im Wasser eine bequeme Position zu finden. Viele schwangere Frauen wählen für die Wassergeburt eine sitzende oder hockende Gebärhaltung, bei der sie sich mit dem Rücken am Wannenrand anlehnen. Auch kannst du dich ins Wasser knien und am Wannenrand abstützen. Die Seitenlage ist in der Wanne ebenfalls möglich.
Egal ob im Stehen, Liegen oder Sitzen, ob auf dem Gymnastikball, im Bett oder im Wasser – eine Geburt ist kein statischer Prozess. Probiere immer wieder aus, wie du dich am wohlsten fühlst. Auch wenn du während deiner Schwangerschaft vielleicht eine klare Vorstellung von deiner Geburt im Kopf hast – sei offen und versteife dich nicht auf deine Wunschvorstellung. Höre auf deine Intuition und achte darauf, was dein Körper gerade braucht. So wirst du Wehe für Wehe deinem Ziel ein Stückchen näher kommen: Dem Moment, in dem du dein Baby endlich im Arm halten wirst.
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