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Baby Bonding Känguruhen

Das Wochenbett

Baby Bonding

Inhaltsverzeichnis:

Ein magischer Moment: Nach einer anstrengenden Geburt wird das Neugeborene das erste Mal in die Arme der Mama gelegt. Haut auf Haut kuschelt es sich an ihren warmen Körper, hört ihren vertrauten Herzschlag und lernt ihren Duft kennen. Mamas und Papas Stimme wird das Neugeborene wiedererkennen. Jetzt beginnt für euch als junge Familie eine besondere und wichtige Zeit. Mit allen Sinnen könnt ihr als Eltern nun euer Baby wahrnehmen, bekuscheln und kennenlernen. Diese vorsichtigen Berührungen und das Kuscheln mit dem Neugeborenen auf der nackten Brust der Eltern ist der Beginn einer tiefen, emotionalen Bindung. Den Aufbau dieser Verbindung bezeichnet man als Bonding.Es legt die Grundlage für ein unerschütterliches Urvertrauen des Kindes.

Die goldene Stunde – so wird diese erste und sensible Phase oft genannt. Sie gilt als besonders prägend für die Eltern-Kind-Beziehung.2 Jedoch findet das Bonding nicht nur in den ersten Stunden nach der Geburt statt. Es ist ein Prozess, der bereits in der Schwangerschaft beginnt und bis in die ersten Lebensjahre des Kindes hineinreicht. Auch wenn das Bonding vor der Geburt von Papa anders erlebt wird als von Mama, ist nach der Geburt eine gute Bindung zu beiden Elternteilen wichtig für euer Kind und gibt Sicherheit. Darum solltest du dir als Vater besonders viel Zeit zum Kuscheln nehmen und ein enges Band des Vertrauens mit deinem Baby knüpfen.

Eine innige Bindung von Anfang an – warum ist Bonding so wichtig?

Wir Menschen kommen ziemlich hilflos auf die Welt.3 Kaum haben wir die Fruchtblase verlassen, suchen wir Wärme, Nähe und Geborgenheit – evolutionär hängt das Überleben schließlich davon ab. Die Natur hat vorgesorgt: Nach der Geburt sind Babys wach und schauen uns mit neugierigen Augen an. Und während sich dein Neugeborenes so an dich kuschelt, badest du in Bindungshormonen.

Bonding in der sensiblen Phase

Ein gutes Bonding erleichtert den Kleinen die Anpassung an ihre neue Umgebung. Dir steht die Geburt noch bevor? Dann kannst du es bestimmt kaum erwarten, dein kleines Wunder in den Armen zu halten. Dieser innige Kontakt fühlt sich nicht nur wunderschön an, er begünstigt auch die Entwicklung deines Babys.

Positive Auswirkungen des Haut-zu-Haut-Kontakts nach der Entbindung:4

  • Das Baby kann seine Körpertemperatur besser halten.
  • Atemprobleme treten seltener auf.
  • Blutzuckerwerte bleiben stabiler.
  • Babys schreien im Schnitt weniger.
  • Der Beginn der Stillbeziehung wird vereinfacht.
  • Mutter und Kind können sich besser aufeinander einstellen.
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Bonding in der weiteren Entwicklung

Bonding wirkt, salopp gesagt, wie ein emotionaler Sekundenkleber. Im Idealfall schweißt er Eltern und Kind ein Leben lang zusammen. Erlebt dein Baby die ersten Tage, Wochen und Monate seines Lebens ein Gefühl der Sicherheit, so kann es ein gesundes Urvertrauen entwickeln. Wissenschaftlichen Studien zufolge werden Kinder, die in ihren ersten Lebensjahren Liebe und Fürsorge von ihren Vertrauenspersonen erfahren haben, mit größerer Wahrscheinlichkeit zu widerstandsfähigen und glücklichen Erwachsenen. Kinder, denen ein solches Urvertrauen fehlt, haben es in dieser Hinsicht schwerer.5 Auch hat diese erste Bindung Auswirkungen auf alle weiteren Beziehungen, die ein Kind in seinem späteren Leben eingehen wird.1

Ein Feuerwerk der Hormone

Wusstest du, dass während und nach der Geburt mehr Hormone wirken als zu jedem anderen Zeitpunkt unseres Lebens?4Eine besonders wichtige Rolle spielt hierbei das sogenannte Kuschelhormon Oxytocin. Das Wort „Oxytocin“ kommt aus dem Griechischen und bedeutet „leicht gebärend“. So wirkt dieses Hormon wehenanregend und nach der Geburt führt die Oxytocin-Ausschüttung zur Ablösung der Plazenta. Daneben regt es die Milchbildung an und stärkt die emotionale Bindung zwischen Mama und Baby.4 Bei Müttern verringert dieser erhöhte Oxytocinspiegel zudem das Risiko einer Wochenbettdepression.6

Weitere Hormone, die dich und dein Baby nach der Geburt durchströmen, sind Endorphine, Prolaktin, Adrenalin und Noradrenalin4 Erstere werden gerne als Glückshormone bezeichnet. Sie wirken schmerzlindernd und haben einen positiven Effekt auf die Mutter-Kind-Bindung. Prolaktin fördert nicht nur die Milchbildung, es erhöht auch die Stresstoleranz der Mutter. Adrenalin und Noradrenalin sorgen hingegen dafür, dass Mama und Baby hellwach sind, miteinander in Blickkontakt treten und sich ganz konzentriert wahrnehmen – ein überwältigendes Gefühl, das du bestimmt nie wieder vergessen wirst.

Die Eltern-Kind-Bindung beginnt in der Schwangerschaft

Schon während du schwanger bist, kannst du damit beginnen, eine Beziehung zu deinem ungeborenen Baby aufzubauen. Das erste Mal den Herzschlag beim Ultraschall hören, das erste Mal die Kindsbewegungen spüren – es ist eine Zeit mit vielen aufregenden „Blind Dates“. Nach und nach lernst du deinen kleinen Untermieter oder deine kleine Untermieterin besser kennen. Dabei wird dir immer bewusster, dass da wirklich ein Baby in deinem Bauch heranwächst.

Mit diesen Tipps stärkst du das erste Band zu deinem Baby schon im Mutterleib7:

  • Rede viel mit ihm, erzähle ihm Geschichten und singe ihm Lieder vor. Nach der Geburt wird es deine Stimme wiedererkennen. Du als werdender Vater kann auf diese Weise ebenfalls mit seinem Sprössling in Kontakt treten.
  • Streichle sanft deinen Bauch und nimm dir Zeit für kleine Rituale wie Bauchmassagen und Meditation.
  • Sucht euch einen „Bauchnamen“ aus, mit dem ihr das Kleine immer ansprecht.

Und noch ein Tipp für werdende Mütter: Besuche einen Geburtsvorbereitungskurs und wende dich bei Unsicherheiten an deine Hebamme. Denn je besser du dich vorbereitet fühlst und deinem Körper vertraust, desto höher ist die Chance auf eine komplikationslose, natürliche Geburt.8 Diese wiederum bietet die besten Voraussetzungen für ein gelungenes Bonding zwischen Eltern und Baby.

So klappt das Bonding nach der Geburt

Folgende Faktoren sind ideal, um das Bonding nach der Geburt zu erleichtern:

  • Bindungsfreundliche Umgebung: Optimal sind eine warme Raumtemperatur und gedimmtes Licht.
  • Ruhe und Zeit: Baby und Mama und natürlich auch der Papa sollten sich ganz ungestört kennenlernen dürfen.
  • Ununterbrochener Hautkontakt: Sofern medizinisch nichts dagegen spricht, verbleiben Mutter und Kind nach der Geburt in direktem Körperkontakt. Die ersten zwei bis drei Stunden und mindestens bis zum ersten Stillen sollten sie nicht getrennt werden. Waschen, Wiegen, Fotografieren – das alles kann noch ein wenig warten.
  • Liebevolle Geburtsbegleiter: Studien zeigen einen positiven Effekt von Hebammen und Doulas auf die Mutter-Kind-Bindung.4

Mach dir aber keine Sorgen, falls das Bonding im Kreißsaal zu kurz gekommen ist. Manchmal verläuft diese erste Kontaktaufnahme in der Hektik leider nicht so wie gewünscht. Auch ist es ganz normal, falls du dich in den ersten Tagen in einem Wechselbad der Gefühle befindest und nicht sofort diese unendliche Liebe fühlst, von der oft gesprochen wird. Bonding braucht Zeit. Ihr habt in den kommenden Wochen genügend Gelegenheiten, euch ausgiebig kennenzulernen und zu verlieben.

Schwieriger Start  – ist dennoch ein gutes Bonding möglich?

Nicht immer wird das Bedürfnis nach innigem Körperkontakt in den ersten Minuten nach der Geburt erfüllt. Wie soll ich eine emotionale Bindung zu meinem Kind aufbauen, wenn es als Frühchen voller Schläuche im Inkubator liegt? Auch nach einem Kaiserschnitt ist ein sofortiger intensiver Hautkontakt mit dem Neugeborenen oft nicht möglich. In diesem Fall möchten wir dich beruhigen. Du hast dennoch die Möglichkeit, eine gute Bindung zu deinem kleinen Wunder aufzubauen. Wie genau das funktioniert erklären wir im weiteren Verlauf. Zum Bonding mit Frühchen eignet sich besonders das sogenannte Känguruhen, eine Methode der Frühchenpflege. Weil Frühchen eine intensive Beobachtung und viel Fürsorge benötigen, ist das Bonding mit Papa ganz besonders wichtig. Das erleichtert eurem kleinen Frühstarter oder euren kleinen Frühstarterin das Ankommen in der Welt und entlastet die Mutter.

Baby Bonding Känguruhen

Känguruhen: wichtiger Haut-zu-Haut-Kontakt für Frühchen

Das Bonding wird bei frühgeborenen Babys auf vielerlei Weise erschwert. Zum einen haben Mütter durch das vorzeitige Ende der Schwangerschaft weniger Zeit, eine Bindung zu ihrem kleinen Bauchbewohner zu entwickeln. Gleichzeitig werden Frühchen überdurchschnittlich oft per Kaiserschnitt entbunden9 und benötigen nach der Geburt häufig eine medizinische Betreuung im Krankenhaus. Ein direkter Hautkontakt mit der Mama ist oftmals nicht möglich. Die gesamte Situation kann für die Eltern sehr belastend sein und jede Menge emotionalen Stress mit sich bringen.

Wie also lässt sich das Bonding bei Frühgeborenen vereinfachen? Eine äußerst wirksame Methode ist das sogenannte Känguruhen. Hierbei liegt das Frühchen nur mit einer Windel bekleidet auf dem nackten Oberkörper seiner Mama.

Durch diese von Edgar Rey Sanabria erfundene Känguruh-Methode erlebt das Baby den Herzschlag und die Atmung seiner Mutter. Die sensorische Stimulation verbessert zudem seine kognitive und motorische Entwicklung.10 Auch die Mutter profitiert von dieser körperlichen Nähe. Endlich fühlt sie sich nicht mehr so hilflos. Sie merkt, dass sie ihrem Frühgeborenen etwas Essenzielles geben kann: Wärme, Geborgenheit und Liebe.

Känguruhen ist natürlich nicht nur Muttersache. Väter sollten diese Rolle ebenso übernehmen und die Nähe zu ihrem Baby genießen. Studien zufolge haben Frühchen-Papas durch das Känguruhen sogar eine engere Bindung zu ihren Neugeborenen als Väter von zeitgerecht entbundenen Kindern. Dies lässt sich darauf zurückführen, dass sie durch die Zeit auf der Neonatologie besonders stark in den Bondingprozess eingebunden werden.11

Bonding nach einem Kaiserschnitt

Ein Kaiserschnitt bietet ebenfalls nicht die besten Voraussetzungen für einen innigen Erstkontakt mit dem Baby. So ist ein steriler, klimatisierter OP-Saal nicht gerade der gemütlichste Ort zum Verlieben. Hinzu kommt, dass die eingesetzten Narkosemittel das natürliche Zusammenspiel der Hormone stören. Dies gilt vor allem für einen Kaiserschnitt unter Vollnarkose.4

Glücklicherweise gibt es eine Vielzahl an Maßnahmen, um die emotionale Verbindung zwischen Eltern und Baby nach einem Kaiserschnitt zu fördern:

  • Anwesenheit des Vaters im OP-Saal: Manchmal ist aus medizinischen Gründen ein Kaiserschnitt unter Vollnarkose notwendig. Um dem Neugeborenen danach einen möglichst guten Start ins Leben zu ermöglichen, ist jetzt Bonding mit Papa besonders wichtig. So kann das Neugeborene anfangen, die wichtige initiale Bindung aufzubauen, auch wenn die Mutter noch schläft.19
  • Bindungsfördernde Umgebung: Wie bei einer normalen Geburt sollten sich Mama und Baby in einer ruhigen Atmosphäre kennenlernen dürfen – und dies möglichst in direktem Hautkontakt.
  • Stillen fördern durch frühes und häufiges Anlegen: Vielen Frauen hilft ein erfolgreiches Stillen über eine etwaige Enttäuschung hinweg, nicht spontan entbunden zu haben. Gleichzeitig stärken die beim Stillen ausgeschütteten Hormone wie Endorphine und Oxytocin die Mutter-Kind-Beziehung.4
  • Re-Bonding: In den ersten Tagen nach dem Kaiserschnitt kam die Kuschelzeit zu kurz? Dann kann das Bonding zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt werden. Hierbei wird dein Baby gebadet und anschließend nackt und feucht auf deine Brust gelegt. Aneinandergeschmiegt könnt ihr so beim Känguruhen den Moment der Geburt nacherleben.4

  1. Spinner MR (1978) Maternal-infant bonding. Canadian Family Physician 24: 1151-1153.
  2. Neczypor JL, & Holley SL (2017) Providing evidence-based care during the golden hour. Nursing for women's health 21(6): 462-472.
  3. Rosenberg K, & Trevathan W (2002) Birth, obstetrics and human evolution. Bjog-an International Journal of Obstetrics and Gynaecology 109(11): 1199-1206.
  4. Lang C (2009) Bonding: Bindung fördern in der Geburtshilfe. Elsevier, Urban & Fischer München, 1. Auflage
  5. Winston R, & Chicot R (2016) The importance of early bonding on the long-term mental health and resilience of children. London Journal of Primary Care. 8(1): 12-14.
  6. https://www.aerzteblatt.de/archiv/133873/Gelungenes-Bonding-von-Bedeutung
  7. Persico G, et al. (2017) Maternal singing of lullabies during pregnancy and after birth: Effects on mother–infant bonding and on newborns’ behaviour. Concurrent Cohort Study, Women and Birth. 30(4): e214-e220.
  8. Spinelli A, et al. (2003) Do antenatal classes benefit the mother and her baby? The Journal of Maternal-Fetal & Neonatal Medicine. 13(2): 94-101.
  9. Brownsyne TE, et al. (2015) Morbidity and mortality associated with mode of delivery for breech periviable deliveries. American journal of obstetrics and gynecology. 213(1): 70.e1-70.e12.
  10. Feldman R, et al. (2002) Comparison of skin-to-skin (kangaroo) and traditional care: parenting outcomes and preterm infant development. Pediatrics. 110(1): 16-26.
  11. Lindberg B, Axelsson K, & Öhrling K (2008) Adjusting to being a father to an infant born prematurely: experiences from Swedish fathers. Scandinavian Journal of Caring Sciences. 22(1): 79-85.

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