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Eine Schwangerschaft dauert circa 40 Wochen - manchmal mehr, manchmal aber auch weniger. In dieser Folge erklärt Gynäkologin Dr. Rieke Hermann, ab wann ein Frühchen ein Frühchen ist, wie eine Frühgeburt verhindert werden kann und welche gesundheitlichen Folgen eine Frühgeburt für das Baby haben kann. Kleiner Spoiler: Gegen manche Auslöser hilft schon ein regelmäßiger Zahnarztbesuch.
Mehr Infos rund um die Schwangerschaft & Geburt bekommst du auf dem Account der MamAcademy @die.mamacademy oder auf der MamAcademy Homepage www.diemamacademy.de.
Alle Kurse findest du hier: https://www.diemamacademy.de/mama-werden/
Alles Infos zu Riekes Praxis findest du unter: https://frauenaerztin-hermann.de/
Lisa Hacklinger: Herzlich willkommen zu "From Belly to Baby - dem 10 Minuten-Experten-Podcast für eure Elternreise". In diesem Podcast sprechen wir zu allen Themen rund um Schwangerschaft, Geburt und das erste Jahr mit Baby - mit mir, Hebamme Lisa Hacklinger aus dem Aptacare Expertenteam - dem Beratungsservice für Eltern und werdende Eltern.
Der normale Geburtszeitraum eines Baby ist 2 Wochen vor und nach dem ET-Termin
Ich freue mich sehr, dass die Gynäkologin Dr. Rieke Hermann heute zu Gast ist. Hallo Rieke.
Dr. Rieke Hermann: Hallo Lisa, vielen Dank für die Einladung.
Lisa Hacklinger: Erzähl mir doch bitte ganz kurz, was du als Gynäkologin denn so machst und was so dein Fachgebiet ist?
Dr. Rieke Hermann: Ja, gerne. Ich wohne mit meiner Familie in Frankfurt am Main und habe im September meine eigene Praxis eröffnet, war vorher vier Jahre angestellt in einer Praxis. Ich habe mich in den letzten Jahren sehr stark weitergebildet in ganzheitlicher Medizin und habe einen ganz großen Fokus auch auf dem Thema Beckenboden, Beckenboden-Prävention gerade auch schon in der Schwangerschaft und dann natürlich auch nach der Geburt und versuche meine Frauen einfach sowohl schulmedizinisch als aber eben auch mit Alternativmedizin und Naturheilkunde zu begleiten.
Und ich habe vor knapp drei Jahren mit zwei anderen wundervollen Frauen die MamAcademy gegründet. Das ist eine Onlineplattform, wo wir schwangere Frauen und junge Mütter ganzheitlich mit Online Kursen begleiten und regelmäßig auch informieren über unseren Podcast.
Lisa Hacklinger: Du hast mir nämlich auch erzählt, dass du selbst ein Kind hast. Und es kam auch ein bisschen zu früh.
Dr. Rieke Hermann: Genau. Also, ich habe zwei Kinder und eins kam ich zu früh. Beim zweiten war ich tatsächlich auch ein bisschen ungeduldig. Genau. Mein Sohn. Ich hatte einen Blasensprung in der 35 plus sechs Schwangerschaftswoche. Also er war kein extremes Frühchen, aber natürlich definitionsgemäß noch ein Frühchen und er kam dann 36 plus null spontan auf die Welt. Ich habe da so ein bisschen meine Erfahrung machen können, was es heißt, ein Frühchen zu haben.
Mein Sohn durfte direkt mit mir nach Hause gehen. Wir sind nach zwei Tagen nach Hause gegangen, wurden dann aber nach der U2, die wir ambulant durchgeführt haben, wieder ins Klinikum eingewiesen. Ich hatte ein sehr haariges Kind und relativ schwer schon und alle haben gedacht: "Ach, das war bestimmt verrechnet.” Ich wusste, dass ich mich nicht verrechnet hatte, weil ich ganz genau wusste, wann das Kind entstanden ist.
Deswegen ja. Aber man hat dann auch aufgrund einer familiären Vorgeschichte einen Ultraschall gemacht von Hüftgelenke. Und da hat man auch gesehen, dass es einfach noch recht unreif ist und wir waren dann eben in einer Klinik mit einer Gelbsucht bei meinem Sohn und das ja auch häufiger vorkommt bei Frühchen.
Lisa Hacklinger: Und sag auch gerne noch mal, wann spricht man denn überhaupt von einem Frühchen?
Dr. Rieke Hermann: Genau, gerne. Also die Definition sagt, alle Kinder, die vor der abgeschlossenen 37 Schwangerschaftswoche geboren werden, sind Frühchen. Und dann kann man noch mal definieren: Alle vor der 34 plus null Schwangerschaftswoche sind dann unreifere Frühchen, weil wir dazwischen ja diesen Zeitraum haben, wo die Lungenreifung eigentlich schon abgeschlossen ist. Und extreme Frühchen sind dann so ab der 32-30 Schwangerschaftswoche.
Lisa Hacklinger: Da kann ich vielleicht gleich eine Frage aus unserer Community mit einfließen lassen. Es kamen sehr viele Fragen zum Thema Lungenreife: Magst du da vielleicht gerade das mal ein bisschen erklären, weil du es gerade schon angesprochen hast?
Dr. Rieke Hermann: Genau, die Lungenreifung ist ja indiziert einfach, wenn man das Gefühl hat oder ein großes Risiko dafür sieht, dass das Kind früher auf die Welt kommt. In der Regel ist die Lungenreifung oder die Reifung der Lungen nach der 34. Schwangerschaftswoche abgeschlossen. Alle Kinder, die vor der 34. Schwangerschaftswoche auf die Welt kämen, haben meistens noch Probleme alleine selbständig zu atmen und um einfach die Lungen so ein bisschen anregen, sich schneller zu reifen, würde man dann bei diesen Müttern dann eine Lungenreifung durchführen.
Das heißt, man würde denen ein Kortison im Abstand von 24 Stunden in den Muskel spritzen, um dann einfach beim ungeborenen Kind die Reifung der Lungen anzuregen. Das heißt, bis die Lungenreifung abgeschlossen ist, dauert es 48 Stunden. Und da muss man immer so ein bisschen abwägen, weil man auch ungern eine Wiederholung von Lungenreifung durchführen würde.
Also wenn jetzt eine Mutter in der 25. Woche das Risiko sieht, dass das Baby früher auf die Welt kommt und dann die Lungenreifung bekommt und dann beruhigt sich das aber alles wieder und sie käme dann noch mal in der 32. Woche, dann würde man eigentlich ungern noch mal Reifung durchführen, weil auch eine Lungenreifung ja mit möglichen potenziellen Folgen einhergehen kann.
Man weiß, dass das Risiko zum Beispiel für ADHS etwas erhöht ist. Es kann auch das Immunsystem ein bisschen herab regulieren und deswegen sollte das schon klar indiziert sein und wird eben dann immer abgewogen. Und da kann man verschiedene Tests machen, um die Wahrscheinlichkeit für eine Frühgeburt auszutesten und wenn das der Fall ist vor der 34. Woche würden die Frauen stationär im Krankenhaus eine Reifung bekommen.
Lisa Hacklinger: Was würdest du denn sagen? Welche Ursachen gibt es für eine Frühgeburt oder auch vor allem wie kann eine Schwangere das vielleicht für sich selbst auch erkennen?
Dr. Rieke Hermann: Also das häufigste warum Kinder frühzeitig auf die Welt kommen, sind tatsächlich vorzeitige Wehen oder ein vorzeitiger Blasensprung. Das sind ungefähr 2/3 der Frühchen. Und das ist natürlich für die Mama in den meisten Fällen spürbar, die vorzeitigen Wehen, wenn wirklich regelmäßige Kontraktionen auftreten. Es fängt ja dann so ab Mitte der Schwangerschaft an, dass mal der Bauch hart wird. Das sollte aber nicht schmerzhaft sein, diese Übungswehen. Aber vorzeitige Wehen sind schon deutlich spürbar, vor allem, wenn man wirklich das Gefühl hat, obwohl man sich ausruht, dass das nicht aufhört, dass das vielleicht sogar eine Regelmäßigkeit hat. Also wenn man diese Schmerzen spürt, würde ich immer dazu raten, das mal so ein bisschen zu tracken, mal zu gucken, wie oft kommt das, wird das vielleicht häufiger und dann, wenn man dann spürt. "Okay, ich bin mir unsicher.” Allein das ist ja schon ein Grund, dann auch mal zu sagen: Ich stelle mich jetzt beim Frauenarzt vor, also beim Niedergelassenen, und da wird CTG geschrieben und man guckt nach der nach dem Muttermund verkürzt sich. Das sind so die Anzeichen.
Lisa Hacklinger: Und kann man als Schwangere eine Frühgeburt vorbeugen? Kannst du Mamas eben Tipps geben, wie man das vermeiden kann?
Dr. Rieke Hermann: Also das Wichtigste ist ja immer, so ein bisschen die Risikofaktoren zu kennen. Und dann kann man daraus natürlich auch ableiten, wie kann man das vielleicht vorbeugen? Und wir hatten ja schon gesagt, also eins der Hauptfaktoren ist tatsächlich, wenn man schon mal eine Frühgeburt hatte. Das heißt, dass dann bei einer erneuten Schwangerschaft einfach auch eine engmaschige Schwangerschaftskontrolle stattfindet. Und ganz wichtig, wenn man ein Frühchen geboren hat, dann wird schon dazu geraten, den Abstand zu einer erneuten Schwangerschaft möglichst länger als ein Jahr zu halten. Weil da ist, wenn man nach einer Frühgeburt innerhalb eines Jahres wieder schwanger wird, das Risiko nochmal deutlich erhöht.
Ansonsten gibt es noch Risikofaktoren wie zum Beispiel Rauchen. Rauchen erhöht es um das Sechsfache, dass Kinder frühzeitig auf die Welt kommen. Aber auch Infektionen, vaginale Infektionen. Dann eine Anämie zum Beispiel, die im Mutterpass ja auch immer kontrolliert wird, dass das Hämoglobin im Normbereich ist, aber auch und das ist ganz wichtig und noch gar nicht so lange bekannt, zum Beispiel eine Parodontitis. Also ich würde auch immer empfehlen, dass Frauen zweimal in der Schwangerschaft zum Zahnarzt gehen, weil wir wissen, dass nicht nur die vaginalen Infektionen zu einem Frühgeburt führen können, sondern eben auch Infektionen, also Keime, die über die über das Zahnfleisch in den Körper gelangen. Die konnte man tatsächlich nachweisen in der Amnion, also in der Fruchtblasenhaut, sozusagen konnte man diese Keime nachweisen. Und das sind natürlich auch Faktoren, die man ganz gut vermeiden kann.
Lisa Hacklinger: Gibt es denn jetzt Besonderheiten bei der Geburt selbst oder wie läuft so eine Frühchen Geburt ab? Das ist ja auch sehr abhängig von der Schwangerschaftswoche.
Dr. Rieke Hermann: Total. Also in der Regel, wenn jetzt eine Frau kommt mit vorzeitigen Wehen und Muttermundseröffnung und der Muttermund ist vollständig auf, dann wird das Kind spontan auf die Welt kommen. Das ist dann einfach schonender für das Kind, als wenn man dann noch die Mutter in den OP bringt. Wenn man es aber ein bisschen planen kann, zum Beispiel aufgrund einer schweren Präeklampsie und man weiß, man muss das Kind jetzt sehr früh holen, dann ist es schonender für die extremen Frühchen tatsächlich per Kaiserschnitt zu holen. Da würde man ja keine Geburt einleiten in dem Moment.
Lisa Hacklinger: Wann dürfen die meisten Frühchen denn dann nach Hause? Und was hast du da für Tipps für die Eltern, wenn das Frühchen dann mit nach Hause darf?
Dr. Rieke Hermann: Das errechnet man dann an dem Schwangerschaftsalter. Aber ich sag mal, so viele können dann schon so rund um die, wenn sie 34 Wochen alt wären, eigentlich 34 Schwangerschaftswoche, können sie dann meistens mit nach Hause.
Lisa Hacklinger: Vielleicht gibt es ja auch einen Mythos zu diesem Thema. Mit welchem Mythos würdest du denn gerne aufräumen?
Dr. Rieke Hermann: Nicht jede Mama, die Frühchen hat, kriegt wieder ein Frühchen. Auch nicht jedes Frühchen entwickelt sich langsamer als andere Kinder.
Lisa Hacklinger: Eine Mama aus unserer Community möchte noch eine Frage an dich stellen. Und zwar: Mein Sohn ist ein Frühchen, zum Glück kerngesund, aber kann er dadurch später gesundheitliche Nachteile haben?
Dr. Rieke Hermann: Na ja, also Frühchen und vor allem die extremen Frühchen, die sollte man tatsächlich überwachen. Da gibt es sogenannte sozialpädiatrische Zentren, die darauf spezialisiert sind und die frühgeborenen Kinder einfach regelmäßig sehen und dann Tests mit ihnen durchführen. Gucken, wie es die körperliche Entwicklung, also die motorische Entwicklung, die ist dann auch wenn sie älter sind, die kognitive Entwicklung, um dann auch die Kinder zielgerichtet zu fördern. Also, dass man da vielleicht Ergotherapie macht oder Physiotherapie.
Lisa Hacklinger: Jetzt habe ich noch eine Frage, die ganz rausfällt aus dem Thema. Ich hätte gerne von dir gewusst, was dein größter persönlicher Eltern-Hack ist?
Dr. Rieke Hermann: Dass man seinen eigenen Erziehungsstil entwickelt und sich nicht, jetzt auch in Zeiten von Social Media und ich bin ja aufgrund der MamAcademy auch viel unterwegs, verunsichern lässt und sich einreden lässt, dass es einen Weg der besten Erziehung gibt, was das Beste für das Kind, das und das dafür sorgt, dass das Kind sich bestmöglich entwickelt. Weil ich glaube, das gibt es nicht.
Ich glaube, jeder gibt seinem Kind etwas mit und es hat seinen eigenen Weg und wird immer irgendwas zu meckern haben, wenn es älter ist. Und ich glaube einfach, dass man da so für sich selbst einen guten Weg finden muss, ohne sich von anderen beeinflussen zu lassen. Und das hat bei mir auch lange gedauert und ich glaube, man braucht so seine Erfahrungen.
Aber ja, das ist mir noch mal so ganz wichtig.
Lisa Hacklinger: Vielen Dank. Das waren sehr schöne Schlussworte und ich bedanke mich sehr für unser Gespräch. Ich fand es sehr gut, mit dir darüber zu sprechen und wir haben ja auch schon viele andere Podcast-Aufnahmen gemacht. Wenn ihr Lust habt, hört da gerne mal rein und ihr findet uns natürlich auch unter Aptaclub.de
Und das war "From Belly to Baby - 10-Minuten Expertenwissen für eure Elternreise", danke dass du heute zugehört.
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